Seelische Resonanz
Diese Wortkombination verbindet zwei zentrale Aspekte in meinem
Leben - mein Interesse für Vorgänge, die zumeist verborgen in uns
ablaufen und unser Denken, Fühlen und Handeln beeinflussen. Und
meine Liebe zur Musik. Beides leitet mich durch die Arbeit mit
meinen Klienten.
Vielleicht haben Sie auch schon die Erfahrung gemacht, daß ein
Musikstück Sie zutiefst berührt und etwas in Ihnen mitschwingt,
also in Resonanz kommt. Wir fühlen uns verbunden und im Einklang
mit uns selbst. Dieses Potenzial haben auch Worte, das Erleben der
Natur oder der Blick eines geliebten Menschen. Wir spüren, etwas in
uns kommt in Bewegung, öffnet sich, kann sich entspannen. Wenn die
Berührung nicht stimmig ist oder wir nicht in der passenden
Stimmung sind, kann auch das Gegenteil passieren - etwas in uns
schließt sich, und wir gehen aus dem Kontakt, aus der Resonanz.
Meine Lehrerin Gila Rogers hat diese innere Kompetenz bereits in
den 1980er Jahren entdeckt und als "Bewegung der Seele"
beschrieben.
Häufig ist der Zugang zu dieser Resonanzfähigkeit jedoch
gestört. Dies ist eines der häufigsten Phänomene bei psychischen
Erkrankungen. Im therapeutischen Kontext ist daher eine zentrale
Frage: Wie kommen wir in Kontakt mit dieser inneren Kompetenz? Und
wie kann diese Kompetenz uns helfen, neuartige
Beziehungserfahrungen zu machen - mit uns selbst und mit unseren
Mitmenschen - die besser zu uns passen und die uns ermöglichen,
unser Potenzial weiter zu entfalten?
Wachsende Welt
Bei den Worten "Potenzial entfalten" denken viele Menschen an
Kinder, die offen die Welt entdecken und mit voller Neugier neues
Terrain erobern. An diese Erfahrung denken auch wir Erwachsene
gerne zurück, wenn es damals Raum für diese Entdeckungen gab. Denn
aus dieser Perspektive ist die Welt grenzenlos, spannend, und
täglich gibt es neue Entdeckungen.
Unsere Erfahrung als Erwachsene ist häufig anders. Wir sind
konfrontiert mit gesellschaftlichen und familiären Regeln, Verboten
und Normen, mit einschränkenden Gewohnheiten und mit
Selbstkonzepten wie "das kann ich nicht", "ich bin halt so", "ich
bin nichts wert". Wir haben es dann mit einer stagnierenden oder
sogar schrumpfenden Welt zu tun. In vielen Fällen führt dies zu
Symptomen wie Depressivität, Angst und auch körperlichen
Beschwerden. Und das wiederum lässt unsere Welt noch mehr
schrumpfen.
Oft bleibt jedoch trotz der zahlreichen Einschränkungen ein
inneres Wissen darum, was noch nicht gelebt wurde und eine
Sehnsucht, dieses noch nicht gelebte Leben zu verwirklichen. Dies
ist der Treibstoff für unsere lebenslange Reise in einer wachsenden
Welt.
Lebenslanges Lernen
Ob wir es glauben oder nicht - wir lernen ein Leben lang.
Entweder verfestigen wir unsere früher erworbenen Gewohnheiten,
Reaktionsweisen und Denkmuster. Oder wir machen neue Erfahrungen,
die sich von den alten unterscheiden.
Um zu wachsen und um Alternativen zu problematischen
Gewohnheiten zu entwickeln, müssen wir neue Erfahrungen machen, die
unsere Fähigkeit zur Selbstregulation stärken. Das ist gar nicht so
einfach, da sich unsere alten Muster so vertraut anfühlen und wir
es uns auch ein Stück weit in Ihnen bequem gemacht haben.
In der gemeinsamen Arbeit braucht es daher schon eine Portion
Mut und die Bereitschaft, sich selbst besser kennen zu lernen, alte
Muster zu verändern und die Selbstwahrnehmung zu verfeinern.